9. Oktober 2018
Deutschlandtakt-Gutachten„Zielfahrplan 2030+“ veröffentlicht
Diese Grafiken des Zielfahrplans, 1. Entwurf, sind nicht mehr beim Ministerium verfügbar. Wenn Sie diese zu wissenschaftlichen Zwecken benötigen, schreiben Sie bitte an den Webmaster.
Beachten Sie bitte, dass ähnlich aussehende Netzgrafiken, die Sie hier finden, nur den Stand des Bundesverkehrswegeplans und des geltenden Gesetzes wiedergeben. Ein Vergleich der Grafiken ermöglicht, die Erfordernisse eines Deutschlandtaktes über das geltende Gesetz hinaus zu erkennen.
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26. September 2018
„Deutschlandtakt braucht Paradigmenwechsel.“
Zu diesem Ergebnis kommt Dr., Karl-Heinz Rochlitz, Bundesnetzagentur, in einem Vortrag auf der Fachtagung „Aktuelle Probleme des Eisenbahnrechts“, die am 26. September 2018 in Bonn stattfand. Rochlitz schildert die Trassenvergabe bei überlasteten Schienenwegen, die gesetzlichen Grundlagen des Überlastungsverfahrens und die Regulierungsmöglichkeiten der Bundesnetzagentur: Danach fehlt für die längerfristige Fahrplangestaltung die gesetzliche Absicherung, sodass die Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs heute nicht mehr sicher sein können, ob sie für die nächste Fahrplanperiode die erforderlichen Trassen erhalten. Das gilt vor allem dann, wenn die Trassennachfrage das mögliche Trassenangebot übersteigt – ein in Zukunft immer häufigeres Problem. Am Beispiel der als überlastet erklärten Strecke zwischen Köln-Süd und Remagen zeigte Rochlitz Möglichkeiten und Grenzen der Kapazitätserhöhung auf.
In der nachfolgenden Diskussion zum Vortrag wurde deutlich, dass weitere Hindernisse für die Ausschöpfung der Kapazität bestehen: Der Hinweis von Hauptgeschäftsführer Frank Zerban der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV e.V. auf die Erfordernisse des Vergaberechts mit langfristigen Verkehrsverträgen und Fahrzeugbeschaffungen wurde von weiteren Experten geteilt, und es wurde klar, dass der Konflikt zwischen dem derzeitigen Recht der Trassenvergabe und dem Vergaberecht für Verkehrsverträge aktuell ein sehr großes ungelöstes Problem ist.
Weitere Vorträge von Prof. Dr. Urs Kramer zur Frage der Kapazitätsreserven für den Gelegenheitsverkehr, Dr. Iven Krämer zu den Bedingungen der Häfen und ihrer Kunden für den Schienenverkehr und Ludolf Kerkeling zum Problem von Baustellen und Güterverkehr machten deutlich, dass der Güterverkehr aufgrund der Struktur der Nachfrage sehr kurzfristig verfügbare leistungsfähige Trassen benötigt, die aber an sich im Netzfahrplan vorgesehen werden müssen. Während der Güterverkehr derzeit Trassen für den sogenannten „Gelegenheitsverkehr“ sehr oft bislang ohne Probleme erhält, weil eine gewisse Flexibilität für Zeitlage und Laufweg besteht, bestehen im Personenverkehr große Probleme, weil in vielen Fällen (Fußball und andere Veranstaltungen) „just in time“ und weniger Flexibilität, vor allem auch bei der Fahr- und Uhrzeit, angeboten werden muss.
Wenn das Fazit auch nicht direkt von Referenten und Teilnehmern ausgesprochen wurde, so wurde für den Zuhörer deutlich, dass ein durchgeplanter Deutschlandtakt große Chancen bietet, Trassen auch für den Gelegenheitsverkehr vorzuhalten und damit den gesellschaftlichen Anforderungen an die Leistungen des Schienenverkehrs zu genügen, während die derzeitige Rechtslage und die derzeitige Dimensionierung des Schienennetzes in eine Sackgasse der Mangelverteilung führen.
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18. September 2018
Es geht voran mit dem Deutschlandtakt!
Schon für Oktober 2018 erwartet die Initiative Deutschlandtakt den nächsten wichtigen Schritt beim Deutschlandtakt:
Die ersten Ergebnisse der Arbeiten am Deutschlandtakt-Fahrplan durch das von SMA geführte Auftragnehmer-Konsortium werden öffentlich. Das Ministerium hat zur Auftaktveranstaltung für das im Koalitionsvertrag verabredete „Zukunftsbündnis Schiene“ eingeladen, wo die ambitionierten Ziele des Koalitionsvertrages für den Schienenverkehr jetzt Stück für Stück umgesetzt werden. In diesem Zukunftsbündnis wird der Deutschlandtakt eines der zentralen Themen; es wird dazu auch eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden.
Die Festlegung des langfristigen Zielfahrplans für den Deutschlandtakt ist notwendig, um den Netzausbau fahrplan- und kapazitätsorientiert und damit effektiv umzusetzen.
In zwei Runden konnten die Länder und Aufgabenträger dazu beim federführenden Verkehrsministerium (BMVI) ihre Vorstellungen in die Arbeit von SMA und der anderen Auftragnehmer einbringen. Nun warten alle Beteiligten gespannt auf den fertigen ersten Entwurf für das Fahrplankonzept. Dieser Entwurf wird anschließend in ein intensives Diskussionsverfahren mit den vielen zu Beteiligenden gehen. Voraussichtlich im kommenden Jahr wird es dann politische Beschlüsse über das abgestimmte Konzept geben: Dann ist dieser langfristige Zielfahrplan verbindliche Grundlage für das zukünftige Fahrplanangebot und den exakt darauf abgestimmten Netzausbau.
Vorbild für dieses Vorgehen ist unser Nachbarland Schweiz: Dort begannen die Planungsarbeiten im Jahr 1982. Der damals entwickelte Zielfahrplan konnte nach den erforderlichen Planungen und Ausbauten im Netz ab 2004 gefahren werden. Er ist Grundlage für das äußerst erfolgreiche Schweizer Bahnsystem mit enormen Zuwächsen im Personen- und Güterverkehr und gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit! Die hohe Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Schweizer Systems trotz deutlich höherer Streckenauslastung verglichen mit Deutschland sind kein Zufall, sondern Ergebnis des fahrplanorientierten Ausbaus.
Bei der Umsetzung wird der deutsche Zielfahrplan allerdings im Detail etwas andere Schwerpunkte haben als das Schweizer Vorbild: Schnelle Verbindungen über weite Strecken (z.B. mit Sprinter-Linien) sind in Deutschland wichtiger als in der Schweiz, einige der ganz großen Bahnhöfe im Netz sind als Rundum-Knoten nur bedingt geeignet und der Güterverkehr ist deutlich vielgestaltiger als der überwiegend alpenquerende Güterverkehr in der Schweiz.
In Deutschland haben wir uns vergleichbar hohe Ziele für den Bahnverkehr gesetzt: Die Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030 und gleichzeitig ein starker Anstieg des Güterverkehrs. Der Deutschlandtakt verspricht, ein wichtiger Baustein und zugleich eine entscheidende Voraussetzung zu werden, um diese Ziele zu erreichen.
Auf dem langen Weg bis zur Fertigstellung des Netzes werden sicherlich einige Vorstufen des angestrebten Fahrplans eingeführt werden können, die bereits wesentliche Verbesserungen für die Fahrgäste und den Güterverkehr bringen werden.
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3. März 2018
Deutschlandtakt im Koalitionsvertrag 2018
Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD für die im März 2018 gebildete Bundesregierung heißt es:
„Wir werden die Umsetzung des Deutschlandtakts vorantreiben. Die dafür vorgesehenen Aus- und Neubaumaßnahmen wollen wir bevorzugt realisieren. Unser Ziel ist, vertakteten Fernverkehr auf der Schiene deutlich zu stärken, das beinhaltet auch eine Ausweitung des Angebots auf größere Städte und Regionen, sodass mehr Menschen von Direktverbindungen im Fernverkehr profitieren. Den optimierten Zielfahrplan bestimmt die Politik. In diesem Fahrplan sind auch die notwendigen leistungsfähigen Güterverkehrstrassen enthalten. Unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums müssen die Infrastrukturunternehmen, die Eisenbahnverkehrsunternehmen des Fernverkehrs, die Bundesländer mit den Aufgabenträgern des SPNV sowie die Öffentlichkeit inklusive der Fahrgast- und Verbraucherverbände an diesem Prozess beteiligt werden. Der weitere Ausbau der Infrastruktur muss sich am gewünschten Fahrplan ausrichten.“ (Seite 79 Zeile 3630).